Das Sony Center ist ein überraschender und innovativer architektonischer Komplex. Seine Einweihung markiert paradoxerweise das Scheitern des Postmodernismus in Berlin. In Erwartung eines besseren Ergebnisses ist es bereits jetzt ein wichtiger Teil des städtischen Kulturerbes.
Das Sony Center ist ein Muss. Es ist auch ein persönlicher Lieblingsort.
Mit der deutschen Wiedervereinigung beginnt der Abbau der Berliner Mauer. Die riesige Baustelle ließ schnell große menschenleere Gebiete inmitten der Stadt entstehen. Das Ziel war es, die Stigmata der Teilung zu beseitigen, indem man die städtischen Räume wieder zusammenfügte. Nach dem symbolträchtigen Pariser Platz mit dem Brandenburger Tor steht nun der Potsdamer Platz im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Der Potsdamer Platz ist das eigentliche architektonische Laboratorium der Wiedervereinigung. Die städtebauliche Umgestaltung ist total, angefangen bei der beispiellosen Präsenz von Wolkenkratzern. Der Architekt Helmut Jahn leitet den Bau des Sony Centers. Als überzeugter Postmodernisten folgt er den Regeln der nachhaltigen Entwicklung: eine städtische Umgebung, in der wirtschaftliche, kulturelle und ökologische Faktoren zentral sind.
Das Sony Center wird im Jahr 2000 spät eröffnet, zu einem Zeitpunkt, als der Enthusiasmus nach der Wiedervereinigung bereits abgeklungen ist. Berlin vollzog daraufhin einen Paradigmenwechsel und begann mit dem Wiederaufbau des zerstörten Kulturerbes, insbesondere des Hohenzollernschlosses. Trotz der fehlenden Aufwertung bleibt das Sony Center eine architektonische Meisterleistung und sein Potenzial bleibt intakt.
Technik trifft auf Ästhetik
Das Sony Center ist ein riesiges kreisförmiges Forum, das fast vollständig verglast ist. Die Fassaden der Gebäude haben alle ihre Besonderheiten mit einzigartigen Reliefs und geometrischen Formen. Diese bewegte Architektur erneuert ständig die Perspektiven. Der Komplex wird von einer riesigen Kuppel aus Stoff, Glas und Stahl überragt, die leicht geneigt ist und so dem Berg Fuji Tribut zollt. Ein riesiger Pfeil fällt schließlich von der Kapitellwand auf das zentrale Becken des Forums. Der erste Eindruck ist überwältigend.
Die Gestaltung des Sony Centers folgt den Regeln der Zoneneinteilung. Die Hälfte des Gebäudes ist für wirtschaftliche Aktivitäten vorgesehen. Der Rest verteilt sich auf Wohngebiete und Bereiche, die mit Kultur und Gastronomie in Verbindung stehen. Das Ergebnis ist gemischt. Ein Teil der Büros bleibt unbesetzt und viele Einzelhandels- und Kulturunternehmen haben geschlossen, darunter das Cinestar & IMAX-Kino im Jahr 2019. Auch die Wohnhäuser spiegeln nicht das Nachbarschaftsleben wider, das den Berlinern so wichtig ist; ganz zu schweigen von dem Fehlen von Schulen und lokalen Geschäften. Es ist nicht ungewöhnlich, dass man auf dem Weg in die Stadt keine Menschenseele trifft.
Am Abend wird das Zelt durch eine dynamische Beleuchtung erhellt. Diese schönen Farben kontrastieren mit der gedämpften Sanftheit, in der das Sony Center gedämpft bleibt. Diese unglaubliche Ästhetik wurde von dem Architekten Helmut Jahn entworfen, der den französischen Künstler Yann Kersalé, einen Spezialisten für Lichteffekte, engagierte. In der realen Größe des Sony Centers wird es ihm gelungen sein, die Illusion eines intimen Gefühls zu schaffen. Beruhigend und prächtig.
Das Sony Center ist eine Wette auf die Zukunft
Das Sony Center ist ein großer Erfolg, der in die Geschichte eingehen wird. Sein architektonischer Eklektizismus und seine Zoneneinteilung laden dazu ein, die Stadt neu zu überdenken, um eine harmonische Umgebung zu schaffen, die auf das Gemeinwohl ausgerichtet ist. In dieser Hinsicht reproduziert der Komplex ein Modell, das bereits in Berlin mit den Hackeschen Höfen erprobt wurde, von denen er sich als eine zeitgenössische Form erweist.
Reicht die fehlende Aufwertung des Geländes aus, um das Unternehmen als gescheitert zu bezeichnen? Sicherlich entsprechen die wirtschaftlichen Auswirkungen nicht der Höhe der Investition. Ebenso dauert es lange, bis die Berliner das ursprüngliche Stadtzentrum wieder in Besitz nehmen. Dieser relative Misserfolg ist kurzfristig. Die Erneuerung der Verkehrsachsen braucht Zeit, und es ist wahrscheinlich, dass das Sony Center in den nächsten 15 Jahren zu einem wichtigen Platz in Berlin wird.
Helmut Jahns Postmodernismus passt sich den zeitgenössischen Herausforderungen an, ohne das Erbe der Vergangenheit zu verleugnen. So integriert das Sony Center in seine Superstruktur die Überreste des ehemaligen Hotels Esplanade, von dem nur die Außenfassade vor den Zerstörungen des Krieges bewahrt wurde. Diese Verbindung von Alt und Neu steht im Gegensatz zu den jüngsten Projekten, von denen die meisten unter Historismus leiden. Gestern baute man das Erbe von morgen: Heute baut man das Erbe von gestern wieder auf. Hier liegt vielleicht der eigentliche Misserfolg des Sony Centers: die Unfähigkeit, seine Dynamik für eine tiefgreifende Transformation Berlins zu entfalten. Der Ehrgeiz und die Erwartungen waren zweifellos zu hoch.
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