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Schloss Charlottenburg: Gold und Leere

Autorenbild: Dr Julien DrouartDr Julien Drouart

Château de Charlottenbourg : des dorures et du vide

Das Schloss Charlottenburg ist die ehemalige Sommerresidenz der preußischen Monarchen. Es befindet sich im gleichnamigen Stadtteil und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Das Gebäude beherbergt heute Gemälde- und Porzellansammlungen. Seine Gärten können frei besichtigt werden.


Der Besuch des Schlosses Charlottenburg ist fakultativ.


Im 17. Jahrhundert erlebte das Heilige Römische Reich Deutscher Nation mit dem schrecklichen Dreißigjährigen Krieg sein größtes Unglück. Die folgenden Jahre sind die Bühne für eine kühne politische Neuzusammensetzung. Als Gegenleistung für seine Unterstützung des Kaisers im Spanischen Erbfolgekrieg erwirbt der Kurfürst von Brandenburg 1701 durch geschickte Manöver die Anerkennung als König in Preußen.


Königsberg ist zwar die Hauptstadt, doch Berlin erlebte seit 1685 dank des Zustroms Tausender protestantischer Franzosen, die vor Verfolgungen flohen, einen außerordentlichen Aufschwung. Innerhalb weniger Jahre verwandelte sich die Kleinstadt in eine echte Stadt. Vor allem aber wird Berlin zu einem bedeutenden kulturellen Zentrum und einer intellektuellen Brutstätte, die das Jahrhundert der Aufklärung vorwegnimmt.


Berlin ließ auch die Frau des Prinzen, Sophie-Charlotte, nicht unberührt. Sie war sehr jung verheiratet und zeichnete sich durch ihre Intelligenz und ihre Offenheit gegenüber den großen europäischen Kunst- und Philosophieströmungen aus. Sie ist ehrgeizig und lässt vor den Toren Berlins einen Palast nach dem Vorbild von Schloss Versailles errichten, das sie bei einem Besuch in ihrer Jugend sehr beeindruckt hatte. Sophie Charlotte starb frühzeitig im Jahr 1705. In einer letzten Huldigung benennt Friedrich I. das Schloss, das seine verstorbene Frau so sehr liebte, nach ihr: Charlottenburg. Fünf Jahre später wird Berlin schließlich zur Hauptstadt des Königreichs.


Das inmitten der Natur gelegene Schloss war die Sommerresidenz der preußischen Könige, bevor es von den deutschen Kaisern vernachlässigt und mit der Gründung der Republik im November 1918 verstaatlicht wurde. Während des Zweiten Weltkriegs stark beschädigt, wurde der Palast teilweise wieder aufgebaut und beherbergt seit den 1960er Jahren verschiedene Museen und Ausstellungen.

Intérieur du château de Charlottenbourg à Berlin

Lichtspiele und natürliche Räume


Die Ankunft auf dem Vorplatz des Schlosses Charlottenburg ist ziemlich spektakulär. Tatsächlich befindet sich der Palast wirklich im Herzen der Stadt und die offenen Räume verleihen dem Ganzen ein sehr angenehmes Gefühl der Frische. Die Besichtigung umfasst drei Gebäudekomplexe: den Neuen Flügel, das Alte Schloss und die Gärten.


Der Neue Flügel bietet einen einzigartigen Rundgang durch eine Reihe von Räumen mit sehr unterschiedlichen Stilen. Die Räume sind ungleichmäßig mit alten Wandteppichen, historischen Gemälden und Porträts von Mitgliedern der Aristokratie und der königlichen Familie dekoriert. Der Mangel an Einheitlichkeit spiegelt sowohl den Eklektizismus der Monarchen als auch die Grenzen der Renovierungsarbeiten nach dem Krieg wider. Ohne Originalmöbel oder Möbel aus einem anderen Palast wirkt das Schloss allzu oft leer. Einige schön verzierte Räume bieten einen beeindruckenden Anblick; leider zu selten.


Das Alte Schloss öffnet sich zum intimeren Leben des Monarchen. Dieser zweite Komplex, der lange Zeit renoviert wurde, ist mit dem Porzellankabinett, der Kapelle und den Schlafzimmern zweifellos der überzeugendste. Die schöne Helligkeit des Neuen Flügels weicht einer gedämpften, gedämpfteren Atmosphäre, die ein schönes Eintauchen erzeugt, wenn auch durch die Offensichtlichkeit der Rekonstruktionen eingeschränkt.


In der direkten Umgebung des Schlosses lassen die Gärten den französischen Einfluss auf das ursprüngliche Projekt erkennen und ihre ursprüngliche Gestaltung war einem Gärtner aus Versailles anvertraut worden. Dies beschränkt sich jedoch auf die Wege, die zum zentralen Wasserbecken führen. Die restlichen Naturflächen ähneln eher einem Park, der letztlich ziemlich banal und manchmal schlecht gepflegt ist. Glücklicherweise bieten einige Aussichtspunkte tolle Perspektiven. Unterwegs tauchen weitere Gebäude wie das Belvedere und das Mausoleum auf.

Tapisseries au château de Charlottenbourg à Berlin.

Der Geschmack des Unvollendeten


Das Schloss Charlottenburg hat unter den Bombenangriffen während des Krieges und der Plünderung während der Besatzungszeit schrecklich gelitten. Danteske Renovierungsarbeiten wurden unternommen, um dem Palast und seinen Innenräumen ihren früheren Glanz zurückzugeben. Trotzdem ist die Bilanz gemischt. Das Fehlen von Authentizität erfordert de facto eine gewisse Vollständigkeit, um gerade die Unvollkommenheiten der Kopie unsichtbar zu machen. Die manchmal völlig leeren Räume hingegen heben diese hervor.


Die Reproduktion der Originalräume wird problematisch, wenn eine wackelige und überholte Museographie hinzukommt. Einige Gemälde oder Meisterwerke hätten eigene Räume verdient, damit der Besucher sie in vollem Umfang genießen kann. Stattdessen erwecken sie den Eindruck, als seien sie platziert worden, um die Banalität einiger Räume zu kaschieren. Die Räume erscheinen konkurrierend und nicht komplementär.


Schließlich sei noch die erstaunliche Geschäftspolitik erwähnt. Der Grundpreis ist nicht nur sehr hoch, sondern garantiert auch nicht den Zugang zu allen Innenräumen. Eine vollständige Tour zieht zahlreiche kostenpflichtige Extras nach sich. Nur die Gärten und der Park sind frei zugänglich. Ein Spaziergang mit der Familie, ein Verdauungsspaziergang oder eine Joggingrunde erscheinen sehr geeignet: Schloss Charlottenburg ist von außen sehr schön.

Perspective depuis les jardins du château de Charlottenbourg à Berlin.

Gefällt mir

  • Der freie und kostenlose Zugang zu den Gärten.

  • Die Beleuchtung der verschiedenen Räume

  • Ein hochwertiger Audioguide

Gefällt mir nicht

  • Eine wackelige Museographie

  • Manchmal verwirrende Leere

  • Eine fragwürdige Geschäftspolitik

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