Das Deutsche Spionagemuseum will die Geschichte des Phänomens in einem bewusst modern und interaktiv gestalteten Raum darstellen. Wie sein Thema ist auch das Ganze eine Illusion.
Der Besuch des Deutschen Spionagemuseums ist fakultativ.
Berlin hat eine tragische und abenteuerliche Geschichte in Bezug auf Spionage. In der Zeit des Kalten Krieges war der westliche Teil der Stadt ein wahres Spionagenest. Um Invasionsversuche zu verhindern, hatten die alliierten Streitkräfte die Geheimdienstarbeit zum Eckpfeiler ihrer Strategie gemacht. Auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs wurde die Geheimdienstarbeit durch die systematische Überwachung der Bevölkerung durch die ostdeutsche politische Polizei, die Stasi, ersetzt. Daher war die Entscheidung, ein Spionagemuseum zu eröffnen, durchaus gerechtfertigt.
Das Thema Spionage wurde jedoch bereits in verschiedenen Museen in der Hauptstadt behandelt. In der Nähe des Checkpoint Charlie erinnert das Mauermuseum an den Einfallsreichtum der Westübergänge. In Dahlem zeigt das Alliierten-Museum ein Originalstück eines Spionagetunnels der US-Armee, der von den Sowjets durch die Aktion eines Doppelagenten entdeckt wurde. Schließlich bietet das Stasi-Museum einen bemerkenswerten Überblick über die politische Überwachung in der ehemaligen DDR.
Das Deutsche Spionagemuseum, das 2015 eröffnet wurde, strebt dieses Mal einen pädagogischen und spielerischen Bereich an, der sich ganz dem Thema widmet. Es behauptet sogar, eine Geschichte der Spionage zu erstellen, die über das romantische Bild des Spions hinausgeht, um zeitgenössische Themen aufzugreifen. Das Ergebnis ist ein bestürzendes Durcheinander.
Eine Füllung durch Leere
Das Deutsche Spionagemuseum befindet sich am Leipziger Platz in einem neu errichteten Gebäudekomplex. Das moderne Gebäude ohne Altlasten nimmt eine große Fläche ein, was eine lange Besuchszeit garantiert. Die Innenräume bestehen aus breiten Korridoren und gedämpften Räumen, die ein Gefühl von Intimität oder Geheimhaltung schaffen, das perfekt zum Thema Spionage passt. Positiv ist, dass der Rundgang einem Kreisverkehr folgt, der den Besucherfluss gut reguliert.
Leider sind die Sammlungen recht dünn. Es gibt nur eine geringe Anzahl von Objekten und ihr Interesse ist manchmal fraglich. Stattdessen werden Videobildschirme in allen Räumen in Hülle und Fülle verwendet, von denen einige vollständig damit bedeckt sind. Die meisten von ihnen dienen hauptsächlich der Dekoration und bieten keinen Mehrwert. Die Bildschirme ersetzen manchmal sogar die Informationsblätter durch Touchpads und erfordern eine absolut kontraintuitive Bedienung.
Insgesamt enttäuscht die Ausstellung durch ihren Mangel an Kohärenz und Tiefe. Die Spionage wird zu einem Vorwand, der von Mata Hari über Edward Snowden bis hin zu James Bond reicht. Die Aufmerksamkeit richtet sich dann auf die interaktiven Module, die die Technik wirklich in den Dienst des Themas stellen. Zum Beispiel ist der Laserparcours sehr schön in Szene gesetzt. Diese Attraktion ist übrigens das wichtigste Verkaufsargument des Museums. Allerdings sind die Wartezeiten lang und das Modul wird regelmäßig für Geburtstagsfeiern privatisiert.
Netflix-Erfahrung für Museen
Um den Mangel an authentischen Artefakten auszugleichen, entschied sich das Deutsche Spionagemuseum für eine Museographie 2.0 mit einem übermäßigen Einsatz von Videobildschirmen. Diese Überexposition ist weder ein Garant für Erfolg noch eine Neuheit in der Kunstlandschaft der Stadt. Tablets, Monitore und Fernsehgeräte sind nur Medien und ohne eine kohärente Erzählung werden sie zu einer Kuriosität, derer man schnell überdrüssig wird.
Die thematischen Segmente sind schlecht definiert und reihen sich ohne wirklichen roten Faden aneinander, wobei alle Epochen vermischt und sehr ungleich behandelt werden. Es wäre sinnvoller gewesen, sich auf einen bestimmten Aspekt zu konzentrieren und ihn gründlich zu behandeln. In dieser Hinsicht ist der Abschnitt über Spionagefilme symptomatisch für eine unverdauliche Füllung und einen Mangel an Kreativität.
Das Deutsche Spionagemuseum ist eher ein Themenpark als ein Ort der Bildung oder Information. Die Form ist genauso wichtig wie der Inhalt, wenn nicht sogar wichtiger. Leider sind die Interaktionen zu gering und die wenigen guten Inszenierungsideen sorgen nur für sporadische Unterhaltung. Die allgemeine Ästhetik ist nicht beeindruckend und die Museumsgestaltung scheint bereits veraltet zu sein. Die Geschichte bietet einen idealen Rahmen, aber es handelt sich um eine einfache Schreibweise. Fiktionale Optionen hätten in Betracht gezogen werden können. Dies hätte einem Thema, das in Berlin schon oft behandelt wurde, etwas Frische verliehen.
Pro
Einige interessante Interaktionen
Eine relativ große Fläche
Richtung des Besuchs ohne Hin- und Rückweg
Kontra
Ein schlecht durchdachtes Konzept
Mehrere beschädigte Module
Die Mittelmäßigkeit einiger Räume
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