Flughafenpark Tempelhof: Vom Nutzen der Leere
- Dr Julien Drouart
- 27. Mai
- 3 Min. Lesezeit

Der Flughafenpark Tempelhof befindet sich auf dem ehemaligen Flughafengelände von West-Berlin. Er wurde 2009 geschlossen und im Jahr darauf in einen öffentlichen Park umgewandelt, der heute ein beliebter Ort für Freizeitaktivitäten ist. Dennoch bleibt seine Zukunft offen.
Der Besuch des Flughafenparks Tempelhof ist fakultativ.
Die Berliner haben eine besondere Zuneigung zu ihren Flughäfen. Sowohl Tegel als auch Tempelhof waren während der Blockade West-Berlins 1948/49 die Hochburgen der Luftbrücke. Viele erinnern sich noch an die ständigen Flüge über die Stadt und die Süßigkeitenabwürfe während der Landephasen. Die beiden Flughäfen, die 2009 bzw. 2020 geschlossen wurden, bleiben als Identitätssymbole fest im kollektiven Gedächtnis verankert.
Der Flughafen Tempelhof befand sich im Herzen der eingeschlossenen Stadt West-Berlin. Seine Schließung hinterließ daher eine riesige Lücke, die es zu füllen galt. In den 2000er Jahren befand sich die neue deutsche Hauptstadt jedoch in einer schweren Finanzkrise und stand sogar kurz vor dem Bankrott. Da die öffentlichen Behörden nicht über ausreichende Mittel verfügten, gaben sie die Idee einer grundlegenden Neugestaltung auf und wandten sich stattdessen an Bürgerinitiativen, die sich auf eine festliche und volkstümliche Besetzung des Geländes konzentrierten. Dies entsprach ganz offensichtlich dem etwas irregeleiteten Slogan des damaligen Bürgermeisters: Berlin, arm, aber sexy. Außerdem begünstigte die geografische Nähe zu den damals alternativen Stadtteilen Kreuzberg und Neukölln eine schnelle und unmittelbare Aneignung dessen, was einmal ein Park werden sollte.
Seitdem hat sich die finanzielle Lage Berlins erheblich verbessert und der Park des Flughafens Tempelhof weckt nicht nur die Begehrlichkeiten der öffentlichen Hand, sondern auch die von privaten Bauherren. Schon jetzt streiten sich die Akteure der Kulturszene um die Vergabe der Hangars und Gebäude. Die Zukunft des Parks ist hingegen noch nicht entschieden.

Ein ehemaliger Flughafen im Stadtzentrum
Der Park des Flughafens Tempelhof ist von der Innenstadt und dem südlichen Berliner Umland aus leicht zu erreichen. Die meisten Nutzer kommen jedoch aus den angrenzenden Bezirken Kreuzberg und Neukölln. Der Park bleibt tagsüber von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geöffnet. Ein Dutzend Eingänge durchkreuzen das gesamte Areal. Nur das alte Vorfeld und die Start- und Landebahnen sind für die Öffentlichkeit zugänglich, während die Gebäude der Flughafenstation geschlossen bleiben. Im Außenbereich ist jedoch ein Flugzeug ausgestellt.
Der erste Eindruck ist der einer riesigen Leere. Der Park ist eine vegetationslose Ebene, aus der breite Teerbänder herausragen. Es gibt keine Bäume und somit auch keine schattigen Plätze, an denen man sich vor der Sonne schützen kann. An einigen Ständen werden Roller und kleine Elektrofahrzeuge zum Verleih angeboten. In der Nähe der Eingänge bieten Wohnwagen Fastfood und Getränke zu einem für Berliner Verhältnisse sehr hohen Preis an. Der Rest ist leer. Es werden keine Veranstaltungen erwartet und es bleibt jedem selbst überlassen, sein Interesse zu finden.
Die Nutzer des Parks besetzen diese Leere und gestalten sie nach ihrem Belieben. Viele gehen mit ihren Familien spazieren, die Kinder improvisieren Spiele auf den großen Rasenflächen. Einige faulenzen hier, andere veranstalten Picknicks und Grillabende. Viele Menschen sind körperlich aktiv und hier und da bilden sich kleinere oder größere Gruppen. Die Interaktionen bleiben jedoch eher gering, da die Privatsphäre im Vordergrund steht. In der Ferne gibt es Gemeinschaftsgärten, die nur den Glücklichsten vorbehalten sind, während der Himmel ab und zu von Dutzenden von Drachen bedeckt ist.

Welche Zukunft hat der Flughafenpark Tempelhof?
In den letzten 15 Jahren hat Berlin einen enormen Bevölkerungsboom erlebt. Das Bevölkerungswachstum hat sich in einer langsamen Stadtplanung und der Festlegung neuer Entwicklungsachsen, insbesondere in Richtung Süden der Hauptstadt, niedergeschlagen. Die Wohnungsnot ist die Hauptsorge der Einwohner und bedroht viele Vereinsräume und ganz allgemein das Zusammenleben.
In diesen Jahren wurden mehrere Projekte zur Entwicklung des Tempelhofer Flughafenparks von der öffentlichen Hand und ihren Partnern aus dem Privatsektor vorangetrieben. Ähnlich wie beim Park Gleisdreieck im Bezirk Schöneberg ging es darum, neue Wohngebiete in einer landschaftlichen Umgebung zu schaffen, die Begegnungen und Freizeitaktivitäten fördert. Bisher sind diese Vorschläge alle am Widerstand der Bürgerlobbys gescheitert. Der letzte Volksentscheid im Mai 2014 über den Bau neuer Wohngebiete war eine herbe Niederlage für den Berliner Stadtrat. Auch die Pläne für ein Dorf für Flüchtlinge und Asylsuchende wurden kritisiert.
Der Status quo ist vorläufig und die Frage bleibt offen. Die Befürworter einer grundlegenden Umgestaltung des Tempelhofer Flughafenparks prangern den Egoismus der Anwohner an, die sie beschuldigen, gegen das Gemeinwohl zu handeln. Im Gegensatz dazu treten ihre Gegner für die Erhaltung eines Raums völliger Freiheit ein, der in jedem Fall auch zur demokratischen Einzigartigkeit und internationalen Bekanntheit Berlins beiträgt. Egal, welche Seite sich durchsetzen wird, Stillstand ist keine Option und Anpassungen jeglicher Art sind mittelfristig unvermeidlich.

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