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AutorenbildDr Julien Drouart

Naturpark Südgelände: Symbol der Stadtsanierung

Aktualisiert: 23. Juni 2023


Der Naturpark Suedgelaende bringt Kultur und Natur zusammen.

Der Naturpark Südgelände ist nicht nur ein sehr angenehmer Ort für einen Besuch, sondern auch ein Beweis dafür, dass Industriegebiete renaturiert werden können. Eine außergewöhnliche Beziehung zwischen Natur und Kultur besteht hier.


Ein Besuch ist optional, und er ist zudem ein persönlicher Lieblingsort.


1988 wurde in West-Berlin ein Programm zur Landschaftsplanung und zum Artenschutz verabschiedet. Dies war ein scharfer Bruch mit der Politik der 1970er Jahre, die die reine Autoindustrie begünstigte und die sogenannten Freiflächen intensiv nutzte.


Seit der Wiedervereinigung haben die Umnutzung von Industriebrachen einerseits und die Klimadebatte andererseits dazu geführt, dass die deutsche Hauptstadt ihre Umweltpolitik verschärft hat, indem sie die Flächennutzungsregeln bekräftigt und eine zukunftsweisende Stadtplanung aufstellt. Mit anderen Worten: Der Umweltschutz und der Schutz der biologischen Vielfalt sind eher soziale Fragen, da die Natur ein Garant für ein gutes Zusammenleben sein kann.


Diese Idee ist die der nachhaltigen Entwicklung, das heißt, es geht um das Nachdenken über die möglichen Zusammenhänge zwischen Kultur, Ökologie, Wirtschaft und dem Leben in der Gesellschaft. Diese Bereiche koexistieren jedoch meist in klar definierten räumlichen Grenzen mit einer meist deutlichen Ausprägung des einen oder anderen Bereichs.


Der Naturpark Südgelände hat den außergewöhnlichen Ehrgeiz, eine neue Dynamik zu schaffen, die alle diese Bereiche symbiotisch miteinander verbindet. Das auf dem ehemaligen Rangierbahnhof Tempelhof gelegene Bahngelände wurde ab 1952 aufgegeben, nachdem es durch die Teilung der Stadt obsolet geworden war. Über mehrere Jahrzehnte entwickelte sich eine Flora und damit auch eine Fauna in einem wilden Zustand, ohne jegliche Bebauung. Unterstützt durch Bürgerinitiativen wurde dieses einzigartige Erlebnis fortgesetzt und im Jahr 2000 ein Naturpark eingeweiht.


Industrielle Konversion, Biodiversität und kulturelle Vielfalt


Der Park liegt zwischen zwei Bahnlinien und ist daher sehr gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Sobald der Eintritt bezahlt ist, fällt dem Besucher die lebendige Nachbildung der alten Rangierbahnhofsanlagen ins Auge.


Tatsächlich ist die zeitgenössische Kunst mit dem industriellen Erbe verbunden, sie lenkt es um und verwandelt es. Sie lädt uns ein, unseren Blick auf Relikte und andere Überbleibsel der Industrialisierung wie Maschinen, Metall und Eisenbahnen zu verändern. Der geheime Garten "Giardino Segreto" und die im Park verstreuten Metallarbeiten begleiten den Besucher auf einem Rundweg von mehreren Kilometern in die wiederentdeckte Natur.


Sehenswert ist auch das prächtige Amphitheater, ein unprätentiöser Freiluftnachbau des Globe-Theaters in London, in dem das Berliner Shakespeare-Theater regelmäßig in romantisch-altmodischer Atmosphäre auftritt.


Doch schon bald, wenn man durch die grünen Gassen spaziert, wird diese etwas elitäre Kultur von der des Graffitis und Taggings abgelöst, wo die Fresken von Street Artists die Pylonen der Bahnanlagen bedecken.


Auf dem Weg dorthin stößt der Besucher auf einen riesigen Wasserturm, der zu einem Restaurant umfunktioniert wurde, auf eine alte Dampflokomotive, die zur Freude der Kinder ausgestellt ist, auf Stahlwerkstätten, in denen heute verschiedene Veranstaltungen stattfinden, und auf eine rätselhafte Drehscheibe zum Wenden von Lokomotiven, eine der ältesten in Deutschland.


Dieser eineinhalbstündige Spaziergang führt den Besucher durch eine erhaltene Flora, in der zahlreiche Pflanzen- und Pilzarten, insgesamt mehr als 350, und damit auch zahlreiche Insekten (Bienen, Spinnen, Heuschrecken usw.) und 30 Vogelarten ein Zuhause gefunden haben. Von den 18 Hektar des Parks sind zwei Drittel mit Bäumen und Pflanzen bewachsen.


Renaturierung von Industrieflächen ist möglich


Eine Wanderung durch den Naturpark Südgelände ist ein außergewöhnliches und hoffnungsvolles Umwelterlebnis. Das ehemalige Bahn- und Industriegelände wurde in eine Naturoase und eine moderne Arche Noah verwandelt. Die Natur hat nach und nach sowohl die Anlagen als auch die Schienen am Boden bedeckt. Wurzeln verheddern sich an den Metallstäben und finden einen Weg, um zu gedeihen, egal was passiert.


Vor sechzig Jahren war der Boden komplett mit Eisenbahnschotter bedeckt. Es dauert seine Zeit, bis die Natur wieder zu ihrem Recht kommt, aber mit der nötigen Zeit ist die Renaturierung von geräumten Flächen möglich. Dies ist nicht nur ein weiterer Park: Es ist ein absolut faszinierendes Experiment, das zeigt, dass es möglich ist.


Eine der wichtigsten Regeln ist, keinen Ast und kein Blatt am Boden zu berühren, um den natürlichen Regenerationsprozess nicht zu stören. Nur die Wiese wird regelmäßig gepflegt, um das spezifische Biotop zu erhalten: Wildschafe werden hereingeholt, um die jungen Baumtriebe zu fressen.


Was wir vor uns haben, ist die wahre Natur ohne menschliche Einmischung oder Pflege. Nichtsdestotrotz lernen die Menschen hier zu leben und Kontakte zu knüpfen, dank eines reichhaltigen und abwechslungsreichen kulturellen Angebots, in dem sich klassische und alternative Kulturen treffen. Wohnen in der Stadt in Kontakt mit der Natur, um das Zusammenleben zu fördern. Ein Erlebnis, das man von Mai bis September haben kann, aber Vorsicht: Dies ist kein Museum und der Raum hat keine Lehrziele.


Gefällt mir

  • Ein intakter und erhaltener Wald im Herzen der Stadt

  • Ein exotischer Rundgang voller Sehenswürdigkeiten

  • Exzellente Fotografie

  • Perfekte Renaturierung der Industriegebiete

Gefällt mir nicht

  • Ein klassisches Kulturangebot mit undemokratischen Preisen

  • Nicht sehr umfassende Informationen

  • Das Fehlen eines Gesprächspartners vor Ort

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