Das Asisi-Panorama im Pergamonmuseum bietet einen 360°-Blick auf die antike Stadt in Kleinasien. Das Ganze ist zwar das Ergebnis sorgfältiger historischer Rekonstruktionsarbeit, aber auch ein Lob der geistigen Faulheit scheint es zu sein.
Ein Besuch ist optional
Seit den 2000er Jahren hat sich der Architekt und Künstler Yadegar Asisi mit der Herstellung monumentaler Panoramen einen Namen gemacht, die Naturlandschaften, Städte oder historische Szenen darstellen. Die Vorgehensweise ist im Wesentlichen die gleiche. Digitale Spezialeffekte werden über eine gekrümmte Oberfläche gelegt, wodurch der Eindruck von Tiefe entsteht. Das Bild bleibt unbeweglich und nur die Ton- und Lichteffekte verändern die Wahrnehmung. Um den Effekt noch zu verstärken, werden die Panoramen auf den Innenflächen alter Gasometer ausgestellt, deren kreisförmige Form eine optimale Wiedergabe ermöglicht. Asisi nannte sie Panometer, ein Neologismus, der aus der Kombination der Begriffe "Panorama" und "Gasometer" entstand.
In Berlin zeichnete sich Asisi vor allem durch das Asisi Panorama: Die Mauer aus. Dieses in der Nähe des Checkpoint Charlie gelegene Werk widmet der Berliner Mauer in einer spektakulären Inszenierung seine Aufmerksamkeit. Sein Erfolg bei der breiten Öffentlichkeit ließ auch die Berliner staatlichen Museen nicht unberührt. So wurde 2018 unter der Schirmherrschaft des Pergamonmuseums, eines der bedeutendsten Museen der deutschen Hauptstadt, ein Asisi Panorama eröffnet, das diesmal der gleichnamigen antiken Stadt gewidmet ist.
Wenn Sensationslust sich selbst genügt
Die monumentalen Ausmaße des Asisi Panorama im Pergamonmuseum machen es beeindruckend. Der große, kreisförmige Raum vermittelt ein besonderes Gefühl der Nähe und des Eintauchens. Eine erste Annäherung besteht darin, ihn zu umrunden, um die Vielfalt und Großzügigkeit der Szenen zu bemerken, die das Panorama suggeriert. Die Bühne ist auch vertikal ausgerichtet. In der Mitte des Raumes befindet sich ein riesiger Aussichtsturm, von dem aus man mehrere Dutzend Meter über dem Boden schweben kann. Wenn man die Treppen hinaufsteigt, entdeckt man die Bühne neu. Das antike Pergamon enthüllt seinen Viehmarkt, seine Tempel, sein Theater und unzählige Lebensszenen vor einem blendenden Horizont.
Das Panorama ist starr, ohne jegliche Bewegung und wird nur von Alltagsgeräuschen und passender Musik gestört. Das Ganze soll bombastisch wirken, kann aber kaum überzeugen. Der Wechsel von Tag und Nacht bringt eine Abwechslung in die Farben, aber das Tempo ist zu hastig. Tatsächlich wiederholt sich dieser Zyklus in einer Schleife von wenigen Minuten. Diese abweisende und vorhersehbare Inszenierung macht es schwierig, in die Welt einzutauchen, und man wird sich schnell in Richtung Ausgang bewegen.
Einige Erklärungen werden den Besuchern zur Verfügung gestellt, sei es mit Hilfe von beschreibenden Schildern oder des Audioguides, der am Eingang angeboten wird. Diese Informationen sind jedoch aufgrund der Besuchsbedingungen unverständlich, da es dunkel ist und die Hintergrundmusik das Nachdenken verhindert. Insofern wird die kontemplative Erfahrung eher als die Entdeckung einer emblematischen oder wunderbaren Landschaft erlebt. In diesem Fall ist das Asisi Panorama eher ein Fernsehbildschirm. Man könnte fast die angrenzenden Bereiche vergessen, in denen zahlreiche Reliefs ausgestellt sind, die bei weitem die relevantesten Ensembles in diesem Nebengebäude des Pergamonmuseums darstellen.
Die Erfahrung eines kulturellen Fastfoods
Das Asisi Panorama des Pergamonmuseums bietet ein attraktives und leicht zugängliches Konzept. Das Ganze appelliert an spontane Eindrücke, bei denen das Staunen durch die monumentale und bombastische Inszenierung hervorgerufen wird. Wenn Kultur für alle zugänglich sein soll, muss sie bestimmte Klippen umschiffen. Die klassische Kultur muss nicht nach Übertreibung, Spektakel um jeden Preis und einem Ansatz, der nur auf dem Moment beruht, streben.
Das Werk zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Vollständigkeit und die detaillierte Wiedergabe einer historischen Szene aus. Dieses Lob ist wohlverdient. Aus technischer Sicht ist das Ergebnis jedoch gemischt. Aus der Nähe betrachtet ist das Bild nicht scharf und lässt einige Unvollkommenheiten erkennen. Darüber hinaus kann man über die Wahl eines unbeweglichen Bildes diskutieren, die das Ganze zu einem neuen, unheimlichen Tal macht. Eine riesige Tapete, auf der manchmal zweifelhafte Muster auftauchen. So machen sich die Museumswärter einen Spaß daraus, den Besuchern versteckte Fehler und Anachronismen auf dem riesigen Wandgemälde zu zeigen: eine Uhr, eine Plastikflasche, eine Figur mit zwei linken Armen. Ob es sich um Auslassungen oder ein Augenzwinkern des Künstlers handelt, diese "Easter Eggs" wirken deplatziert.
Obwohl Yadegar Asisi den Panoramablick nicht erfunden hat, so hat er ihn doch so weit erneuert, dass er ihm die Türen zur Anerkennung öffnete. Sein Werk gehört in den Bereich der Unterhaltung. Das Pergamonmuseum öffnet sich der Moderne, aber diese Öffnung hat einen Preis: "eine immense Ansammlung von Spektakeln".
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Ein spektakulärer erster Eindruck
Der initiatorische Aufstieg auf den höchsten Punkt des Aussichtsturms
Die Reliefs, die in den angrenzenden Räumen präsentiert werden
Gefällt mir nicht
Ein überhöhter Preis
Eine sehr begrenzte Besuchszeit
Eine allgemein enttäuschende Inszenierung
Keine Tiefe
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