Berliner Unterwelten: die geheimen Orte
- Dr Julien Drouart
- 18. März
- 4 Min. Lesezeit

Berliner Unterwelten ist ein Verein, der Geschichte und Urbex miteinander verbindet und verschiedene thematische Touren in geführten Rundgängen anbietet. Auch wenn die Touren uneinheitlich sind, verspricht die Erkundung des Untergrunds viele Entdeckungen und bietet eine fantastische Optik.
Die Berliner Unterwelten sind ein Muss.
Die deutsche Wiedervereinigung reagiert auf die städtischen Ensembles Berlins. Das ehemalige Grenzgebiet wird nach und nach abgebaut und dann mit neuen Gebäuden aufgefüllt. Andere, bis dahin eingemauerte Gebäude werden aus der Versenkung geholt. Ab 1990 vollzog sich im ehemaligen Ostberlin eine regelrechte Revolution. Dabei wurden überraschende Entdeckungen gemacht: die Existenz eines riesigen unterirdischen Erbes.
Beim Ausheben der Fundamente für Neubauten stieß man auf versiegelte Bodenplatten, die zu Luftschutzbunkern führten. Der bekannteste Bunker ist der Bunker der Familie Goebbels, die im Dritten Reich Minister für Information und Propaganda war, und der bei der Errichtung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas wiederentdeckt wurde. Es handelt sich aber auch um imposantere architektonische Überreste wie ehemalige Fabriken, Luftschutztürme, Atombunker und sogar Fluchttunnel. Die Stätten beschäftigen sich nicht nur mit dem Zweiten Weltkrieg und dem Kalten Krieg: Einige stammen aus dem frühen 20. Jahrhundert und sind der Industriegeschichte der Stadt gewidmet.
Angesichts der Erfordernisse eines raschen Wiederaufbaus organisieren sich Archäologen und Historiker, um dieses lange Zeit verborgene und nun von der Zerstörung bedrohte Erbe zu schützen. 1997 wurde der Verein Berliner Unterwelten gegründet. Seine Arbeit ist der wissenschaftlichen Forschung, der Instandhaltung der historischen Stätten und der Aufwertung und Popularisierung dieser Stätten für die breite Öffentlichkeit gewidmet, wobei er sich vor allem auf ein breites Spektrum an Führungen stützt. Der Verein ist sehr erfolgreich und empfängt jedes Jahr mehrere hunderttausend Besucher.

Eine aufregende und originelle Erkundung
Der Verein Berliner Unterwelten bietet eine breite Palette an geführten Touren zu Orten an, die jedes Mal anders sind, sowohl aus visueller als auch aus historischer und geografischer Sicht. Die meisten Führungen sind öffentlich, d. h. Einzelpersonen und kleine Gruppen können sich individuell anmelden. Je nach Tour stehen bis zu acht Zeitfenster zur Verfügung, und das in mehreren Sprachen. Andere Themenbereiche sind auf Anfrage ausschließlich für Gruppen zugänglich. Dies betrifft vor allem die am wenigsten gesicherten Sehenswürdigkeiten. Generell empfiehlt es sich, ausreichend warme Kleidung und gutes Schuhwerk zu tragen sowie nicht unter Platzangst zu leiden.
Die Haupttouren sind Tour 1: Die dunklen Welten und Tour M: Die Mauer durchbrechen. Die erste führt durch die unterirdischen Gänge des Bahnhofs Gesundbrunnen und einen unglaublichen Luftschutzbunker, der während des Zweiten Weltkriegs genutzt wurde. Wir bedauern einige Rekonstruktionen, die etwas schwerfällig und unwillkommen sind. Dennoch sind die Anlage und ihre alamierten Stockwerke durchaus überraschend. Die zweite Tour führt den Besucher auf die Spuren der Westpassagen zur Zeit der Berliner Mauer. Diese Wandertour führt durch einen alten Fluchttunnel und vermittelt ein tieferes Verständnis der deutschen Teilung und der Trennung von Familien. Das Gefühl, die Geschichte hautnah zu erleben, ist berauschend.
Auch weniger prominente Touren bieten fantastische Erlebnisse: die Besichtigung der Flaktürme in Humboldthain, der U-Bahn-Tunnel oder der befestigten Anlagen im Untergrund. Die Fremdenführer und Referenten dringen so in längst vergessene und doch immer noch schlafende Welten vor. Das Erlebnis ist umso eindringlicher, als diese Orte absolut außerhalb der Touristenrouten liegen. Leider gibt es diese originellen Führungen nur in deutscher Sprache. Sie werden im Vergleich zu den anderen Touren weniger häufig angeboten, und die Plätze sind daher begrenzt. Dadurch wird ein hohes Niveau aufrechterhalten, das bei manchen regulären Touren manchmal fehlt.

Geschichte anders entdecken
Das Modell bei Berliner Unterwelten ist das der obligatorischen pädagogischen Begleitung. Der Zutritt zu den Stätten ist streng geregelt und nur Personen, die Teil einer Tour sind, dürfen die Stätten betreten. Außerdem behält der Verein das Monopol und seine Fremdenführer sind alle akkreditiert. Während der Tour begleiten zwei Mitglieder des Vereins die Gruppe: Einer hält seinen Vortrag; der andere regelt die Zeit, die in den einzelnen Räumen verbracht wird. Die vielen Touren, die an ein und demselben Ort organisiert werden, reihen sich aneinander und führen manchmal zu einer Überfüllung der Räume. Bei starkem Einfluss kommt es daher manchmal zu Längen oder im Gegenteil zu einer gewissen Eile.
Führungen sind extrem dirigistisch und vermitteln den Eindruck, dass man weder die Zeit noch die Fähigkeit hat, sich den Ort frei anzueignen. Dennoch funktioniert dieses Modell. Es zeugt von der Ernsthaftigkeit des Vereins, sowohl bei der Verbreitung eines pädagogischen Diskurses als auch bei der Gewährleistung des Komforts und vor allem der Sicherheit des Einzelnen. Die Standorte sind manchmal schwer zugänglich, etwas labyrinthisch und ziemlich dunkel. Die Temperaturen im Untergrund sind kühler als an der Oberfläche. Dies kann bei manchen Menschen ein unangenehmes Gefühl der Verlorenheit hervorrufen. Die derzeitige Organisation der Türme ist in ihrer jetzigen Form sicherlich die beste Lösung: Schutz des Erbes und seine Aufwertung auf möglichst demokratische Weise.
Es bleibt festzuhalten, dass die Erfahrung, die Berliner Unterwelten bietet, einzigartig ist. Sie ist eine Mischung aus Abenteuer und Geschichte mit einem Hauch von Aufregung, die mit dem Verbotenen verbunden ist. Die Optik ist oft beeindruckend und trotz einiger recht unglücklicher Nachbildungen von Räumen taucht man völlig in die Welt ein. Egal, ob man sich für Geschichte, Stadterkundung oder originelle Besichtigungen interessiert, ob man allein oder in Begleitung, auf einer Touristen- oder Bildungsreise ist, jeder wird ein Thema und einen Ort finden, der ihm zusagt.

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Beeindruckende historische Stätten
Ein breites, vielfältiges und mehrsprachiges Angebot
Ein Modell für bürgerschaftliches Engagement zur Erhaltung des Kulturerbes.
Gefällt mir nicht
Eine manchmal bedauerliche Inszenierung
Die von den Gruppen am laufenden Band verursachte Hast
Eine unterschiedliche Qualität je nach Fremdenführer.
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