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  • AutorenbildDr Julien Drouart

Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen: Der psychologische Horror

Aktualisiert: 24. Juni 2023



Die Stasi-Gefängnis-Gedenkstätte bietet eine erschreckend authentische Kulisse: die eines ehemaligen politischen Gefängnisses der DDR-Zeit. Der Ort, der nur im Rahmen einer Führung zugänglich ist, verspricht ein intensives und nachdenkliches Erlebnis.


Die Stasi Gefängnis Gedenkstätte ist ein Muss.


Im Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa, und die Alliierten sowie die Sowjets waren für die Verhaftung und Verurteilung der Verbrecher aus Hitlers Regime verantwortlich. In der sowjetischen Besatzungszone wurde ein Netz von Kriegsgefangenenlagern eingerichtet, das sehr schnell von einer militärischen Verwaltung zu einer anderen, möglicherweise noch verschlageneren, wechselte, nämlich der der politischen Polizei, des NKWD. 1951 wurde die Verwaltung des ehemaligen Speziallagers Nr. 3 an den neuen ostdeutschen Staat unter der Leitung der Stasi übergeben.


Die politische Polizei nutzte das ursprüngliche Gelände und baute es im Laufe der Zeit aus, indem sie neue Gebäude errichtete, um aus Hohenschönhausen ein für das gemeine Volk verbotenes Sperrgebiet zu machen, das es offiziell nie gab. Ursprünglich für die Inhaftierung politischer Gegner gedacht, wurde das Gefängnis ab den 1960er Jahren zum Ort, an dem diejenigen interniert wurden, die solche werden könnten. Bevor Letztere vielleicht das Glück hatten, von Westdeutschland freigekauft zu werden. Mehr als 40.000 Menschen waren dort bis Dezember 1989 interniert.


Das 1990 aufgegebene ehemalige Gefängnis ist zu einem Ort der Erinnerung geworden, dessen Betreuungspersonal sich teilweise aus ehemaligen Häftlingen zusammensetzt.



Ein Tauchgang in die Entmenschlichung


Die Gedenkstätte liegt am Rande eines Stadtviertels des ehemaligen Ost-Berlins und befindet sich in den ursprünglichen, unveränderten Räumlichkeiten, die vor jeglicher Zerstörung bewahrt wurden. Die düstere Atmosphäre, die von den Gebäuden ausgeht, und die Konfiguration des Geländes erzeugen ein Gefühl der Unterdrückung. Zwei Komplexe ergänzen einander.


Einerseits beschränkt sich das erste Gefängnis, das seit Ende der 1940er Jahre genutzt wird, auf die Kellerräume einer alten Kantine, die zu Zellen mit möglichst rudimentärer Unterbringung umgebaut wurden. Das zweite Gefängnis, das im November 1960, wenige Monate vor dem Bau der Berliner Mauer, eröffnet wurde, bietet dagegen einen für die damalige Zeit modernen Hochsicherheitskomplex, in dem der Häftling täglich und systematisch sensorischer Deprivation ausgesetzt war.


Die Härte der Gefangenschaft weicht von einem Jahrzehnt zum anderen einer erschreckenden psychischen Zerstörung. Der Besucher folgt dem Weg eines Häftlings von seiner Ankunft in der Garage bis zu seiner Einzelhaftzelle. Aber wirklich, der Durchgang durch den Flügel des Gebäudes, in dem die "politischen" Verhöre durchgeführt wurden, macht einem das Wesen dieses Gefängnisses bewusst, das kein gewöhnliches Gefängnis war. Der Fall führt unweigerlich zu den erbaulichen Einzelzellen.



Eine Führung ist notwendig


Das ehemalige Gefängnis kann nur in Begleitung eines Besucherreferenten des pädagogischen Personals besichtigt werden. Für diejenigen, die keine Führung wünschen, gibt es auch ein Dokumentationszentrum, das frei zugänglich und kostenlos ist.


Diese Strenge und Unnachgiebigkeit sind meiner Meinung nach die Garantie für einen aufgeklärten und lehrreichen Diskurs und vermeiden so die Unzulänglichkeiten einer Tourismusindustrie auf der Suche nach starken Emotionen. Täglich werden Führungen in deutscher und englischer Sprache zu sehr demokratischen Preisen angeboten.


Die Originalschauplätze sind erhalten geblieben und der Rundgang durch sie ist ein intensives Erlebnis der Selbstreflexion. Fragen zur menschlichen Natur werden unvermeidlich aufkommen und auch deutlich machen, dass das Gefängnis mehr als ein Staatssymbol war und fernab von ideologischen Erwägungen der einen und der anderen vor allem eine Maschine war, deren primäre Aufgabe die Bereicherung der DDR durch den Weiterverkauf von Häftlingen war.


Es ist eine beeindruckende und schockierende Geschichte. Niemand wird vorschlagen, den Ort mit kleinen Kindern zu besuchen.


Gefällt mir

  • Die hervorragende Erhaltung des Geländes und der Gebäude

  • Eine systematische Führung

  • Eine Perspektive, die über den historischen Rahmen hinausgeht

  • Freieintritt zum Dokumentationszentrum

Gefällt mir nicht

  • Zu viele Gruppen zur gleichen Zeit

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