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  • AutorenbildDr Julien Drouart

Museum des Alltags in der DDR: Gesellschaft und Mangel?

Aktualisiert: 22. Juni 2023


Le musée de la Kulturbrauerei rappelle également les objets de la vie quotidienne en RDA.

Das Museum des Alltags in der DDR befindet sich in einem wunderschön restaurierten Komplex: der Kulturbrauerei. Aufgrund seiner hohen Qualität lohnt sich ein Besuch.


Der Besuch des Museums des Alltags in der DDR ist ein Muss


Zur Zeit der deutschen Teilung war Ost-Berlin sowohl das administrative als auch das kulturelle Zentrum der Deutschen Demokratischen Republik. Die Stadt diente als Schaufenster eines Sozialismus, der modern und triumphierend sein sollte. Vor allem sollte damit die Überlegenheit der kollektivierten und geplanten Wirtschaft gegenüber dem kapitalistischen Modell demonstriert werden.


Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt zu einem weiten Feld für architektonische Experimente. Die neuen Komplexe folgten den Codes des Realismus und bevorzugten dann Plattenbauten, die billiger und schneller zu bauen waren, und vor allem von deutlich besserer Qualität. Der Funktionalismus wurde auf ein Podest gestellt, oft zum Nachteil der formalen Schönheit. Sie boten der arbeitenden Bevölkerung jedoch einen noch nie dagewesenen Wohnkomfort. Die einzige Bedingung war, dass der Zugang zu diesen Wohnungen von den Verdiensten und der Fügsamkeit der Bewerber abhing.


Regimegegner und als unzuverlässig geltende Personen wurden in den letzten verfallenen Stadtvierteln untergebracht. In diesen verwahrlosten Gebieten organisierten sich oppositionelle Kreise. In Prenzlauer Berg entstand eine Parallelgesellschaft mit anderen Kleidungs-, Kultur- und Sozialcodes als denen, die von der Regierungspartei verherrlicht wurden. Nach der Wiedervereinigung war es einer der ersten Bezirke, der von den Sanierungsarbeiten profitierte. Im Jahr 2013 wurde das Museum des Alltags in der DDR mitten in der Kulturbrauerei eröffnet.


Ein durchdachter Rundgang


Im Museum des Alltags in der DDR verteilt sich eine Dauerausstellung über mehrere Etagen in einem relativ großen Raum. Jeder Raum ist mit Gegenständen, Fotos und Plakaten aus der damaligen Zeit ausgestattet. Zudem gibt es eine Vielzahl von Audio- und Video-Materialien. Das Ergebnis ist eine farbenfrohe und dynamische Museografie.


Die behandelten Themen verlassen nicht die üblichen Pfade. Sie reproduzieren die in dieser Art von Ausstellung bereits erprobten Erzählweisen. Das SED-Regime in Ostdeutschland wird als illegitim, der Sowjetunion untergeordnet, gegen den Willen des Volkes agierend und von notorischer Inkompetenz zeugend dargestellt.


Die historische Erinnerung ist zwar notwendig, nimmt jedoch einen unverhältnismäßig großen Raum ein und lenkt vor allem die Wahrnehmung der restlichen Ausstellung ab. Bei den Themen des Gemeinschaftslebens (Kultur, Bildung, Wohnen, Konsum) geht es weniger um den Einzelnen als um die Allgegenwart des SED-Regimes im Alltag. So werden beispielsweise intime Beziehungen vor allem als Räume der erschaffenen oder wiedergewonnenen Freiheit wahrgenommen.


Letztendlich erzeugt das Übermaß an Politik in der Ausstellung eine gewisse Schwere. Dieses bedrückende Gefühl steht im Gegensatz zur Dynamik der Ausstellung. Das alltägliche Leben in der DDR war tatsächlich von einem Regime bestimmt und erstickt, das alles kontrollieren wollte.


Ein Museum der deutschen Geschichte


Das alltägliche Leben in einer abgeschlossenen Gesellschaft kann farbenfroh dargestellt werden, ohne dass der Ernst des Themas verwässert wird. In dieser Hinsicht ist die Museografie hervorragend, denn sie lädt dazu ein, die DDR aus einer sehr interessanten Perspektive neu zu betrachten.


Die ostdeutsche Frage wird aktualisiert und in eine globale Perspektive gestellt: die Behauptung einer gemeinsamen nationalen Identität. Das Museum ist ein Beitrag zur nationalen Versöhnungsarbeit. Ziel ist es, die Vergangenheit zu harmonisieren und die gegenwärtigen Beziehungen zu standardisieren.


Jenseits der politischen Betrachtungen bleibt das Museum des Alltags in der DDR ein Ort der Entdeckung und eine unverzichtbare Ergänzung zu jedem Besuch der Gedenkstätten zu Ostdeutschland. Es ist auch eine hervorragende Alternative zum DDR-Museum, das zwar unterhaltsamer, aber weniger informativ ist. Letztlich kann man nur bedauern, dass die Ausstellung im Vergleich zu ihren hohen Ambitionen so klein erscheint.


Gefällt mir

  • Kostenlose Eintritt und Audioguide

  • Eine visuell reiche Ausstellung

  • Ein wunderschönes gentrifiziertes Viertel mit Wochenendaktivitäten

  • Verständnis für die Fragen der deutschen Identität

Gefällt mir nicht

  • Das übliche politische Narrativ, notwendig aber repetitiv

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