Das Stasi-Museum befindet sich in den Räumlichkeiten des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit im Bezirk Lichtenberg. Zu Zeiten der Teilung war es der Sitz der berüchtigten politischen Polizei und somit ein zentraler Ort der ostdeutschen Macht.
Ein Besuch des Stasi-Museums lohnt sich.
Seit der Wiedervereinigung setzen sich die Zeitgenossen mit den Realitäten des ostdeutschen Staates auseinander und hinterfragen insbesondere den Stellenwert der Ideologie im Alltag gewöhnlicher Menschen. Der größte Streitpunkt ist die Existenz des Stasilandes: Übte die Stasi eine absolute Macht über die Gesellschaft aus?
Diese Debatte über den totalitären Charakter des Regimes entfesselt die politischen Leidenschaften in Deutschland. Diese sind umso heftiger, als die Wiedervereinigung mit unerbittlichen Säuberungen in den Behörden und Institutionen einherging. Im Hintergrund wurden Personen, die aufgrund ihrer Kontakte zur politischen Polizei als kompromittiert galten, aus ihren Ämtern entfernt und meist durch Personen aus dem Westen ersetzt. Diese Hexenjagd nährte den Mythos, dass die DDR von ihrem Nachbarn annektiert wurde, und weckte viel Groll.
Gleichzeitig wurden in Berlin und anderswo Dokumentationszentren eröffnet, die der DDR gewidmet waren. Sie verfolgten zwei Ziele: die Wiedervereinigung heilig zu halten und gegen die Verleugnung durch einen Teil der Bevölkerung im ehemaligen Ostdeutschland anzukämpfen. Gab es das Stasiland wirklich? Schauen Sie im Stasi-Museum vorbei, um sich davon zu überzeugen.
Ein studentisches und beeindruckendes Eintauchen
Das Stasi-Museum befindet sich im zentralen Gebäude des ehemaligen Sperrgebiets. Die Hochburg der ostdeutschen politischen Polizei ist unverändert geblieben: Sie ist einfach nur älter geworden. Die Gegend ist von heruntergekommenen Gebäuden bedeckt und es gibt keine offensichtlichen sozialen Treffpunkte, was sie zu einem tristen und düsteren Ort macht. Auf dem Vorplatz des Museums befindet sich eine lange Außenausstellung, die die wichtigsten Ereignisse auf dem Weg zur Wiedervereinigung darstellt. Die Bedingungen für Besucher sind prekär und verstärken die seltsame Atmosphäre.
Im Inneren des Museums verteilen sich die Ausstellungen auf mehrere Etagen des Gebäudes. In einer ersten Phase liegt der Schwerpunkt auf dem Wesen und den Aufgaben der Stasi, aber auch auf ihren organischen und untergeordneten Verbindungen zur sowjetischen politischen Polizei. Die Sammlungen legen den Schwerpunkt auf das Militärische und Politische mit Uniformen, Medaillen und Propaganda aus der Zeit. Ein zweiter Bereich des Museums enthüllt den Zugriff der Polizei auf alle Bereiche des täglichen Lebens in der DDR: Bildung, Gesundheit, Sport, zivile und militärische Verwaltungen... Der letzte Teil schließlich ist den Kontroll-, Spionage- und Überwachungsmethoden gewidmet, die jeglicher kollektiven oder individuellen Opposition vorbeugen und sie im Keim ersticken sollten. Der Museografie gelingt es, ein Gefühl der Bedrückung zu erzeugen. Die Fülle an schriftlichen Quellen führt jedoch trotz der schönen Ikonografie zu einer gewissen Schwere.
Der letzte Abschnitt des Museums ist der Besuch der ehemaligen Büros und Privaträume von Erich Mielke, dem Minister für Staatssicherheit. Der Gang durch die Innenräume, die ganz aus Resopal aus den 1980er Jahren bestehen, wirft Fragen über die Banalität und sogar die Mittelmäßigkeit der ostdeutschen Entscheidungsträger auf. In der Tat wurde die wahre Macht in der DDR von diesen gewöhnlichen Orten aus ausgeübt. Dies ist mit Sicherheit der beeindruckendste Teil des Museums.
Ein interessanter, aber überholter Ansatz
Dem Stasi-Museum gelingt es, die bedrückende Atmosphäre der Herrschaft der politischen Polizei in der DDR wiederzugeben. Diese hatte eine fast absolute Kontrolle über alle Bereiche der Gesellschaft. Diese Macht war nicht pragmatisch: Ideologie war ein wesentlicher Bestandteil ihrer Funktionsweise. Wenn die Stasi ein Instrument des Regimes war, war sie auch dessen Daseinsberechtigung. In diesem Sinne kann die DDR als Polizeistaat und vor allem als totalitärer Staat bezeichnet werden.
Gibt es das Stasiland trotzdem? Das Museum weist die Zweideutigkeit zurück und bejaht sie. Diese totalisierende Voreingenommenheit erklärt sich vor dem Hintergrund der Wiedervereinigung. Obwohl die DDR moralisch belastet war, wurde sie nach 1990 nie in einem großen Prozess für die Geschichte verurteilt. Viele waren im Gegenteil der Ansicht, dass eine Versöhnung ohne Gerechtigkeit nicht möglich sein würde und dass es notwendig war, einige Unklarheiten der neuen nationalen Erzählung auszuräumen. Das Stasi-Museum steht in dieser Linie und nimmt das Fehlen von Zwischentönen in Kauf.
Dieser politische Ansatz war 1990 sinnvoll. Heute sind 34 Jahre seit dem Fall der Berliner Mauer vergangen und die neuen Generationen empfinden keine nostalgischen Gefühle. Das Stasi-Museum hat diese Entwicklung nicht mitgemacht und sein ursprüngliches Konzept scheint mittlerweile überholt. Wenn das Museum den Anspruch erhebt, politische Bildung zu vermitteln, muss es einen Paradigmenwechsel vollziehen, um die historische Tatsache neu zu überdenken und sie in ein neues Erzählmuster einzubetten. Dies würde zwangsläufig zu einer Modernisierung des Museumsraums führen, um ihn didaktischer und intuitiver zu gestalten. Bis es so weit ist, bleibt der Besuch des Museums für ein informiertes Publikum empfehlenswert.
Gefällt mir
Eine sehr eindringliche Kulisse
Die Büroräume von Erich Mielke
Ein minutiöser Rundgang auf den Spuren der Stasi
Gefällt mir nicht
Ein museales Labyrinth, das wenig intuitiv ist
Die nachvollziehbare, aber belastende Parteinahme
Die Vollständigkeit der handschriftlichen Medien
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