Das nationalsozialistische Architekturerbe ist in der deutschen Hauptstadt äußerst gering. Der Wiederaufbau nach dem Krieg hat die Spuren des verhassten Regimes beseitigt, insbesondere das Kanzleramt, das vollständig abgerissen wurde. Die wenigen verbliebenen Räume sind nun der Erinnerung an die begangenen Verbrechen gewidmet. Andere Gebäude haben hingegen eine erstaunliche Umgestaltung erfahren. Hier ist eine Liste der Orte, die Sie besuchen sollten, um das Nazi-Deutschland in Berlin zu erfassen.
1. Olympiastadion in Westend
Als architektonisches Juwel Hitlerdeutschlands hat das Olympiastadion sein ursprüngliches Aussehen bewahrt, das nur durch die Sitzreihen und ein modernes Dach gestört wird. Die großartige Architektur spiegelt die nationalsozialistischen Ambitionen wider: die Errichtung eines neuen Reiches, das der Antike würdig ist. Die germanischen Türme, die olympische Glocke, die heroischen Statuen und das Maifeld machen unmissverständlich klar: Das Olympiastadion der Spiele von 1936 ist keine Sportstätte. Absolut bemerkenswert und ein Muss!
Besuchsdauer: 1-2 Stunden.
2. Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienbourg
Die Gedenkstätte Sachsenhausen befindet sich auf dem Gelände eines ehemaligen Konzentrationslagers, 30 Kilometer von Berlin entfernt. Ein Dutzend Gebäude sind noch erhalten, von denen einige für die Zwecke der Gedenkstätte rekonstruiert wurden. Dennoch beeindruckt das Ganze durch seinen Gigantismus und die dezentralen Ausstellungen ermöglichen einen überraschend spielerischen und umfassenden Besuch des Geländes. Die Gedenkstätte Sachsenhausen hat sich auch dafür entschieden, sowohl die Opfer als auch die Täter zu thematisieren. Ein Durchgang erfordert, dass man sich die nötige Zeit nimmt.
Besuchsdauer: 2-3 Stunden.
3. Unterwelten - Die dunklen Welten in Gesundbrunnen
Der Verein Unterwelten organisiert die Besichtigung eines ehemaligen Luftschutzbunkers, in den sich die Zivilbevölkerung während der Bombenangriffe auf die Stadt flüchtete. Möbel aus der damaligen Zeit und Gegenstände, die bei Ausgrabungen gefunden wurden, sind nun in mehreren Räumen ausgestellt. Die Einrichtung der Räumlichkeiten mit ihren falschen Treppenabsätzen und nicht ausgerichteten Korridoren fällt auf. In dem Bunker konnten mehrere hundert Menschen in einer kaum vorstellbaren Enge untergebracht werden. Unterwelten bietet also die Möglichkeit, ein lange vergessenes Erbe zu entdecken.
Besuchsdauer: 90 Minuten.
4. Haus der Wannsee-Konferenz
Das Haus der Wannsee-Konferenz ist eine einzigartige Gedenkstätte in Berlin, da sie sich auf die Perspektive der Henker konzentriert. In dieser wohlhabenden Villa einigten sich im Januar 1942 etwa 15 Technokraten auf die Modalitäten, die die Vernichtung der europäischen Juden kodifizierten. Der Hintergrund und die Motive der Teilnehmer werden ausführlich beschrieben. Der Prozess der industriellen Vernichtung erscheint dann als das Ergebnis einer vollständigen und lückenlosen Mobilisierung aller Regierungsstellen. Erschütternd.
Besuchsdauer: 90-120 Minuten.
5. Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Tiergarten
Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand befasst sich mit dem Schicksal von Organisationen, Parteien und Einzelpersonen, die sich auf die eine oder andere Weise dem nationalsozialistischen Regime widersetzten. Die Ausstellungen stützen sich auf eine umfassende Ikonografie, wobei das biografische Element dominiert. Verschwörung, Sabotage, Mordversuche, aber auch Entwürfe für ein demokratisches Projekt werden erwähnt. Ohne in Leugnung zu verfallen, enthüllt die Gedenkstätte die Existenz eines anderen Deutschlands, auch wenn es sich um eine Gruppe handelte.
Besuchsdauer: 2-3 Stunden.
6. Topographie des Terrors in Kreuzberg
Die Topographie des Terrors ist ein Dokumentationszentrum, das dem Nationalsozialismus und seinen Verbrechen gewidmet ist. Das neue Gebäude befindet sich an der Stelle des ehemaligen Zentralamtes für Reichssicherheitshilfe. Die Ausstellungen stützen sich ausschließlich auf die umfassende Bereitstellung einer Ikonografie von höchster Qualität. Diese meisterhaften Fotos veranschaulichen die Organisation des Terrors und des Verbrechens auf perfekte Weise. Erklärende Grafiken und eine Kurzbeschreibung vervollständigen die Informationen.
Besuchsdauer: 1-2 Stunden.
7. Militärhistorisches Museum der Bundeswehr in Gatow
Völlig abseits der üblichen Touristenpfade beherbergt der ehemalige britische Flugplatz Gatow die Sammlungen des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr. Dabei handelt es sich vor allem um Flugzeuge der Marinefliegerei und der Flugabwehr. Der Schwerpunkt liegt zwar nicht ausschließlich auf der Zeit des Nationalsozialismus, aber in einem Hangar sind mehrere militärische Exponate aus dieser Zeit ausgestellt: Messerschmidt- und Focke-Wulf-Jäger, Flakbatterien und Wunderwaffen vom Typ V1. Dieser Besuch ist nur für Liebhaber der Militärgeschichte geeignet.
Besuchsdauer: 60-90 Minuten.
8. Deutsch-Russisches Museum in Karlhorst
Das Deutsch-Russische Museum ist der Erinnerung an den Krieg an der Ostfront gewidmet. Sein Hauptgebäude war der Ort der deutschen Kapitulation, am 8. Mai 1945 Berliner Zeit, am 9. Mai 1945 Moskauer Zeit. Die Ausstellungen konzentrieren sich auf die militärischen Aspekte des Konflikts, wobei im Innenbereich die Waffen und im Außenbereich mehrere Artilleriegeschütze sowie gepanzerte Fahrzeuge der ehemaligen Roten Sowjetarmee präsentiert werden. Dieses kleine, recht abgelegene Museum ist für Liebhaber der Militärgeschichte zu empfehlen.
Besuchsdauer: 45-60 Minuten.
9. Dokumentationszentrum Zwangsarbeit in Schöneweide
Ab 1943 wurden mehrere Millionen Europäer nach Deutschland deportiert, um an den Kriegsanstrengungen teilzunehmen und die deutschen Arbeiter und Bauern, die an die Front gingen, zu ersetzen. Das Lager Schöneweide hatte die Besonderheit, dass es sich vor aller Augen direkt in der Hauptstadt befand. Mehrere Nationalitäten wurden dort interniert, darunter auch viele Italiener. Die Anlage ist relativ gut erhalten und ein Besuch des heutigen Dokumentationszentrums ermöglicht es, sich mit einem oft vergessenen Teil des Zweiten Weltkriegs zu beschäftigen.
Besuchsdauer: 60-90 Minuten.
10. Ehemaliges Luftfahrtministerium in Mitte
Das 1935 erbaute imposante Luftfahrtministerium überstand die Bombardierungen während des Krieges. Seine Geschichte ist komisch. Zu DDR-Zeiten wurde es zum Haus der Ministerien, heute ist es der Sitz des Finanzministeriums der Bundesrepublik Deutschland. Die Hitler-Symbole wurden entfernt, doch die martialische Architektur des Dritten Reichs ist geblieben. Der neoklassizistische nationalsozialistische Stil des Gebäudes kann von der Straße aus bewundert werden. Eine kurze Tour, bei der sich die verschiedenen deutschen Geschichten des 20. Jahrhunderts überlagern.
Besuchsdauer: 5-10 Minuten.
Entdecken Sie die Überreste des Nazi-Deutschlands in Berlin.
Die architektonischen Hinterlassenschaften des nationalsozialistischen Deutschlands sind in Berlin äußerst gering. Die Kriegszerstörungen, die Entnazifizierung und die Demokratisierung haben die Spuren des Dritten Reichs im öffentlichen Raum beseitigt. Dies ist ein Prozess, der zu Recht durchgeführt wurde. Weit entfernt von obskurem Tourismus ist der Besuch der oben genannten Orte in erster Linie Teil einer politischen Bildung.
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