Der Checkpoint Charlie ist einer der symbolträchtigsten Orte des Kalten Krieges. Heute sind es leider die Bereiche, die Authentizität und reflektierte Auseinandersetzung am wenigsten Bedeutung haben. Ein echtes kollektives Versagen.
Ein Besuch des Checkpoint Charlie ist optional
Das Ende des Zweiten Weltkrieges führte zur Trennung Deutschlands in verschiedene Besatzungszonen. In Berlin teilten sich die Alliierten und die Sowjets die Stadt, und obwohl die politischen Gegensätze zwischen den Siegern immer ausgeprägter wurden, sorgten bis August 1961 sogenannte Checkpoints für einen mehr oder weniger reibungslosen Verkehrsfluss. Der Beginn des Mauerbaus störte dieses fragile Gleichgewicht. Von da an waren die Übergangspunkte auf das strikte Minimum beschränkt und jeder von ihnen hatte einen klar definierten Zweck.
Am Treffpunkt des amerikanischen und des sowjetischen Sektors wurde der Checkpoint Charlie zum obligatorischen Grenzübergang für westliche Kraftfahrzeuge, Diplomaten und Militäreinheiten. Nach administrativen Schikanen durch die ostdeutsche Polizei setzten die amerikanischen Truppen am 27. Oktober 1961 mehrere Panzer an der Demarkationslinie ein, während die Rote Armee ihre eigenen Kriegsmaschinen mobilisierte. Obwohl die Situation schnell gelöst wurde, hätte das Ereignis auch der Auslöser für einen neuen bewaffneten Konflikt sein können, entweder lokal begrenzt oder in einem viel größeren Ausmaß.
Die Normalisierung der 1970er Jahre führte dazu, dass die Kontrollbaracke durch einen Container ersetzt wurde, was bissig unterstrich, dass die deutsche Teilung nur vorübergehend war. Im Juni 1990 wurde der Container aus den 1980er Jahren entfernt. Ein Nachbau der alten Kontrollbaracke aus den 1960er Jahren wurde bald auf dem historischen Gelände installiert.
Wiederaufbau und Geschäft
Auf der heutigen Friedrichstraße treffen West und Ost an einer Kreuzung aufeinander, in deren Mitte ein heiter inszeniertes Wachhäuschen die Aufmerksamkeit von Hunderten von Besuchern auf sich zieht. Der Ort ist recht fotogen und Gruppen von Zuschauern drängeln sich, um sich neben den in amerikanische Armeeuniformen gekleideten Schauspielern verewigen zu lassen. Die Bilder werden für viel Geld aufgenommen. Manche ließen sich ihren Pass teuer abstempeln und verschafften sich so ein symbolisches Recht auf Einreise in die DDR.
Die Gegend ist unsicher, Autos und Touristenbusse fahren an Fußgängern und Schülergruppen vorbei. In der Umgebung verkaufen Straßenhändler gefälschte ostdeutsche Grenzschutzhelme und Gasmasken sowie eine Vielzahl anderer für diese Art von Handel typischer Gegenstände. Um ihr Revier zu schützen, müssen sie manchmal die zahlreichen Taschendiebe verscheuchen. Überall bieten private Einrichtungen sensationslüsterne Erlebnisse an, die versprechen, die DDR und die Berliner Mauer neu zu erleben.
Historische Schilder informieren den Besucher über die Bedeutung des Ortes zur Zeit der Teilung, aber wenn sie gut gemacht sind, macht ihre Präsenz auf der öffentlichen Straße sie schwer verständlich. Man würde fast vergessen, dass es eine Tafel gibt, die die gegenüberliegenden Porträts zweier junger Soldaten zeigt, ein Amerikaner aus dem Westen und ein Sowjet aus dem Osten.
Eine historische Stätte, pervertiert durch den Tourismus
Nichts kann hier ein solches kulturelles und historisches Versagen rechtfertigen. Das Ganze ist extrem enttäuschend, aber auch irreführend und reduzierend. Insofern ist die Präsenz zahlreicher Unternehmen, die vom phänomenalen Wachstum des Tourismus in Berlin profitieren wollen, kein Zufall: Die Aufwertung des historischen Erbes wird durch eine Perversion erreicht, die letztlich wenig pädagogischen Wert hat.
Besser ist es, das AlliiertenMuseum zu besuchen, wo sich der authentische Checkpoint Charlie befindet, oder die sehr nüchterne Gedenkstätte Berliner Mauer. An historischen Attraktionen mangelt es in Berlin nicht. Natürlich ist dies eine Frage der individuellen Wahl.
Doch weit davon entfernt, zu denken, dass es den Besuchern an Urteilsvermögen oder Intelligenz mangelt, sollte man bedenken, dass eine gewisse Tourismusindustrie die Verwirrung aufrechterhält, indem sie sie in erster Linie als erhebliche Profitquelle sieht.
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