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AutorenbildDr Julien Drouart

Berlin mit kleinen Kindern: Reisetipps und Pädagogik

Aktualisiert: 24. Juni 2023



Liebe Eltern, Sie planen eine Ferienreise nach Berlin mit Kindern unter 13 Jahren. Ein Familienurlaub ist möglich, so vielfältig kann das Angebot für die Jüngsten sein. Je nach Alter der Kinder und dem Altersunterschied zwischen ihnen werden Sie Ihren Aufenthalt so anpassen, dass alle die deutsche Hauptstadt in vollen Zügen genießen können.


Die Einschränkungen werden sowohl praktisch als auch pädagogisch sein. Einerseits müssen Sie Räume finden, in denen Sie sich ausruhen, wickeln oder sich einfach nur körperlich betätigen können. Andererseits gibt es Themen, die sich nicht für die Welt der Kinder eignen. Erlauben Sie mir, Ihnen eine pädagogische Orientierung zu geben, wie Sie Berlin mit kleinen Kindern besuchen können.



Die Grundlagen für einen Familienurlaub in Berlin


Vor allen anderen Dingen versteht sich, dass dieser Artikel nicht den Anspruch hat, Eltern gute oder schlechte Punkte zu geben. Jedes Elternteil entwickelt seine eigene Pädagogik und eine eigene Beziehung zum Kind. Es geht hier nicht um eine moralische Frage. Alle folgenden Ratschläge oder Empfehlungen sind aus eigener Erfahrung entstanden. Ziel ist es, die Eltern so gut wie möglich vorzubereiten und ihnen zu helfen, bedauerliche Klippen zu umschiffen.


Der zentrale Punkt ist, dass Sie einen Familienurlaub verbringen. Es geht darum, gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen. Wenn kleine Kinder anwesend sind, sollten Erinnerungsfragen und traumatische Orte nicht angesprochen werden. Sie werden Ihren Aufenthalt zum Wohle des Kindes und nicht aufgrund Ihrer Interessen anpassen.


Damit Ihr Urlaub in Berlin ein Erfolg wird, müssen Sie Ihre Reise im Voraus planen, um nicht unvorbereitet zu sein. Legen Sie ein akzeptables Budget für Ihre Aktivitäten fest und stellen Sie dann ein Programm auf, das die gesamte Familie zufriedenstellt: kein traumatischer Ort und kein infantilisierender Raum. Wenn es die Wetterbedingungen zulassen, sollten Sie schließlich Räume im Freien bevorzugen, damit sich das Kind auspowern kann.



Die Geschichte des 20. Jahrhunderts mit einem Kind im Urlaub besprechen


Das Risiko, das Kind zu prägen


Berlin ist eine Stadt der Geschichte, der Geschichte der Totalitarismen des 20. Jahrhunderts. Es kann für die Eltern verlockend sein, den Aufenthalt zu nutzen, um den Wunsch nach einem Besuch zu den Themen Nationalsozialismus und ostdeutscher Kommunismus zu befriedigen.


Die Totalitarismen können in Anwesenheit von Kindern behandelt werden, sofern es sich um verbale Vorträge handelt, die ausreichend distanziert sind, um nicht zu markieren. Räume, in denen sich das Visuelle von selbst durchsetzt, sollten vermieden werden. Ein Kind nimmt seine Umgebung nicht auf die gleiche Weise wahr wie ein Erwachsener. Es versteht den historischen Diskurs nicht. Stattdessen nimmt es die Emotionen auf, die der Eltern und die der Orte. Die Bilder, die es aufnimmt, können als bleibende Erinnerung, als Eindruck oder als Gefühl in seinem Gedächtnis haften bleiben. Es kann sogar sein, dass es schockiert ist, ohne dies ausdrücken oder zugeben zu können. Es ist daher undenkbar, seine Kinder an Orte zu bringen, an denen psychische Gewalt, Mord und Unmenschlichkeit herrschen.


Ein weiterer wichtiger Ratschlag: Lassen Sie Ihr Kind nicht mit einem Audioguide allein. Das mag wie eine lustige Spielerei klingen, aber Sie haben dann keine Kontrolle über die Informationen, die gegeben werden. Wenn Sie keine Führungen machen und dennoch einen Audioguide wünschen, nehmen Sie nur einen pro Gruppe mit. Wenn dem Kind Erklärungen gegeben werden müssen, tun Sie das mit Ihren Worten und nicht mit denen des zwangsläufig entmenschlichten, weil mechanischen Geräts.



Wie sollen historische Fragen behandelt werden?

​Dennoch sollte die Frage nach Totalitarismen nicht um jeden Preis ausgeklammert werden. Im Allgemeinen zeigen Kinder ein großes Interesse an historischen Fragen. Es ist nur notwendig, darauf zu achten, dass der Vortrag angemessen ist. Einigen Museen gelingt dies, worauf ich später noch eingehen werde.


Eine Alternative zum Museum wäre es, Stadtführungen zu bevorzugen. Bei einer öffentlichen Führung profitieren Sie von der Anwesenheit anderer Besucher und einer Gruppendynamik, die den Bezug zum Diskurs abschwächt. Wenn nötig, können Sie sich immer noch ausklinken, indem Sie sich ein wenig zurücknehmen. Die einzige Einschränkung wird die Dauer des Besuchs sein, etwa drei Stunden. Bei schlechtem Wetter sollten Sie nicht daran denken, Ihr Kind auf einen solchen Spaziergang in der Kälte und im Regen mitzunehmen.


Schließlich können sich die Eltern, wenn sie zu zweit sind, abwechseln, damit ein Elternteil seine Neugier befriedigen kann, während der andere bei den Kindern bleibt. Je nachdem, wie lange Sie in der Stadt bleiben, ist dies eine durchaus praktikable Option, sofern sie gemeinsam beschlossen wird. Im Rahmen eines Urlaubs, der in erster Linie ein Familienurlaub ist, bleibt dies ein Ausnahmefall.


Einige interessante Aktivitäten für die ganze Familie


Der Erfolg eines Familienurlaubs in Berlin hängt weitgehend von der Fähigkeit ab, die Erlebnisse zu diversifizieren, um Kultur, Entdeckung und Spaß miteinander zu verbinden.


Historische Orte gut auswählen


Der Besuch historischer Stätten oder historischer Museen mit Kindern stellt kein pädagogisches Problem dar, wenn die Inszenierung eine doppelte Lesart der Orte ohne Voyeurismus und schockierende Bilder ermöglicht. Folglich wird das Kind eine völlig andere Botschaft erhalten als Sie, da es noch keinen Schlüssel zum Lesen der chronologischen Ereignisse hat.



Zur Geschichte des Kalten Krieges


Ich empfehle zwei symbolträchtige Orte, die für Führungen mit Kindern zugänglich sind. Beachten Sie, dass diese Orte auch die Möglichkeit bieten, dort zu picknicken. Erstens: Die Gedenkstätte Berliner Mauer kann im Freien besichtigt werden, mit schönen Panoramablicken von der Spitze des Dokumentationszentrums. Zweitens finden Sie in Dahlem das Alliiertenmuseum, Sie können ein britisches Flugzeug und einen Waggon des französischen Militärzuges betreten.


Zur NS-Zeit


Sie können das Olympiastadion besichtigen. Als Austragungsort der Spiele von 1936 beeindruckt dieser architektonische Komplex durch seine Größe und die Perspektiven, die er dem Besucher bietet. Ein Besuch auf eigene Faust ist empfehlenswert. Sie können auch die Kuppel des Reichstagsgebäudes besichtigen, mit einer beeindruckenden Optik und wiederum einer doppelten Lesart des Ortes.


Für Pre-Teens schließlich stellt das Otto-Weidt-Museum eine ausgezeichnete Einführung in die Frage der Shoah dar. Der Schwerpunkt liegt auf dem biografischen Aspekt, ohne jeglichen Voyeurismus oder Sensationslust. Noch besser: Der Abschluss kann positive Perspektiven bieten.



Freizeitaktivitäten, die für die Entwicklung des Kindes notwendig sind.


Für einen besonderen Kontakt mit der Natur können Sie einen Ausflug in den Grunewald planen und zu Fuß das ehemalige Jagdschloss der preußischen Könige erreichen. Oder machen Sie einen Spaziergang im Naturpark Suedgelaende, wo klassische und alternative Kulturen nebeneinander existieren. Beide Ausflüge werden so zu Expeditionen für das Abenteuer mit vielen Überraschungen auf dem Weg. Zentraler könnten Sie einen Ausflug in den Berliner Zoo in Erwägung ziehen, einen riesigen, sehr schön gestalteten Komplex, der auch einen Bereich hat, in dem Kinder die Tiere auf dem Bauernhof füttern können.


Was das Museumsangebot angeht, sollten Sie das Technikmuseum und seine Erweiterung, das Spectrum Museum, besuchen. Ersteres hat die Form von großen Lagerhallen, die vollgestopft sind mit alten Lokomotiven, Flugzeugkabinen und verschiedenen Maschinen. Das zweite Museum ist ein vollständig interaktiver Bereich für wissenschaftliche Spiele und Experimente. Für Kinder unter 6 Jahren empfehle ich das Labyrinth Kindermuseum, das Entdeckung und Spaß miteinander verbindet.



Um Kinder zum Staunen zu bringen und ihre Neugier zu wecken, gibt es zwei Adressen, die Sie sich merken sollten. Zum einen das Museum für Naturkunde mit seinen imposanten Dinosaurierskeletten. Zweitens das Neue Museum, um einen Blick auf die ägyptischen Exponate zu werfen. Bei beiden Ausflügen kann man sich mit dem Visuellen begnügen und sie als Spaziergänge in geschlossenen Räumen bezeichnen.


Wenn Sie sich körperlich betätigen möchten, besuchen Sie das städtische Schwimmbad im Olympiastadion. Im Schatten der nationalsozialistischen Architektur ist die Atmosphäre in den ehemaligen Olympiabecken atemberaubend. Ein sportlicher Moment mit einer doppelten Lesart der Orte.


Was ist mit dem Budget für kulturelle Zwecke?


Bei einem Aufenthalt von 6 Tagen und 5 Nächten in Berlin für eine vierköpfige Familie schlage ich Ihnen ein Programm vor, das 11 Aktivitäten Ihrer Wahl umfasst: 3 Museumsbesuche (40€), 2 Führungen (80€), 2 frei besuchte historische Stätten (30€) und 4 Freizeitaktivitäten (90€). Also ein Kulturbudget von ca. 240€, d.h. 40€ pro Tag.


Ein solches Programm ist realistisch, da es die notwendige inaktive Zeit berücksichtigt. Historische Themen werden diskret angegangen und die zu besuchenden Orte werden das Interesse aller wecken. Die Gesamtsumme ist relativ ordentlich, aus dem einfachen Grund, dass die meisten staatlichen Museen in Berlin ermäßigte oder sogar kostenlose Eintrittspreise für Kinder haben. Letztendlich können Sie mit den Ersparnissen Ihren Kindern einen Ausflug in den Berliner Zoo oder ein zauberhaftes Eis in einem Café in der Stadt schenken.

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